New Orleans

Jetzt da das Mardi Gras das ganze Jahr für Aufregung sorgt, haben wir uns gedacht, dass es an der Zeit für einen alternativen Zugang zu einer der unorthodoxesten Städte ist.

Die meisten Abfragen zu den besten Orten in New Orleans zollen dem French Quarter ihren Tribut und belassen es dabei, so als sei dieses spektakuläre, amerikanische Original nicht mehr als die paar Häuserblocks auf der einen Seite des Mississippi. Wer sich New Orleans auf diese Weise nähert – verzeihen Sie die Kritik – macht es falsch. Dadurch wird man zum Opfer einer „eine Größe passt allen“-Mentalität, die diese Nachbarschaft überhaupt erst in den konsumorientierten Rausch getrieben hat. Jetzt da das Mardi Gras das ganze Jahr für Aufregung sorgt, haben wir uns gedacht, dass es an der Zeit für einen alternativen Zugang zu einer der unorthodoxesten Städte ist.

ESSEN

 

Cochon New Orleans
Cochon

“Beeilen Sie sich und warten“ – dieses Motto gilt vollumfänglich in dieser sich langsam bewegenden, langsam essenden Umgebung. Um entspannte Mahlzeiten ohne vorherige Reservierungen und Dresscode einzunehmen, sollte man ins Jacques-Imo’s gehen; man wartet hier zwar teilweise bis zu zwei Stunden aber der Shrimp-und-Alligatorwurst-Cheesecake ist absolut lohnenswert und das umso mehr, wenn Jacques höchstpersönlich für einen Plausch vorbeikommt. Wo wir beim Thema sind: nichts bringt eine Unterhaltung so sehr in Schwung wie Bier und ‚po‘ boys‘ – zur Hälfte frittierter Shrimp, zur Hälfte frittierte Auster – im Domilise’s Po-Boy & Bar, dem unprätentiösen König der Redewendungen. Geht man noch etwas weiter Richtung Black Pearl gelangt man an die richtigste Adresse für frisch enthülste Austern: Cooter Brown’s. Neuer, aber nicht weniger appetitanregend ist die Lektion in Schwein mit Cajun-Geschmack, die das Cochon in einem umgebauten Lagerhaus (perfekt geeignet für Gruppen) präsentiert. Aber Achtung: man sollte das nicht mit dem snow cone verwechseln, seinem etwas unterlegeneren Cousin, dem sno-bliz at Hansen’s Dieser sehr unauffällige Stand setzt seit 1939 Maßstäbe in Sachen simples Dessert. Ähnliches kann man über den gebutterten Pekannusskuchen sagen, der frisch vom flattop grill im legendären Camellia Grill kommt und mit einem freundlichen fist bump von Kellnern mit flotten Vintage-Fliegen serviert wird.

Streetfood ist derzeit schwer angesagt im W New Orléans — French Quarter. Man sollte nicht den Fehler machen und das W unterschätzen, nur weil es sich um eine Kette handelt – hier hat man ganz ohne Frage seine Hausaufgaben gemacht. Weit entfernt davon dem Betrachter Augenschmerzen zu verursachen, passt sich diese Iteration ganz wunderbar ins French Quarter ein, indem es mittels gehämmerter Eisenelemente und einiger (sehr charmanter) Laternen sowie viel Grün den alten Zeiten Tribut zollt. Sollte man unbedingt Ärger haben wollen, ist es schön zu wissen, dass man hier auf einen tadellos gut ausgebildeten Service zurückgreifen kann. Gar nicht erst zu erwähnen sind dabei die pikanten Portionen zum Teilen, die den Magen gut auf alles weitere vorbereiten.
 

TRINKEN

 

Bacchanal Fine Wine & Spirits New Orleans
Bacchanal Feine Weine & Spirituosen

Womit vertreibt man sich die Zeit während man auf einen Platz im Jacques-Imo’s wartet? Am besten geht man nach nebenan in die Maple Leaf Bar, eine Nachbarschaftskneipe, deren Decke mit Zinn verkleidet ist und die mit genau den richtigen Cocktails und dem wöchentlichen Auftritt der Rebirth Brass Band punkten kann. Sollte einem das irgendwie zu … geordnet … klingen, kann man stattdessen in Ms. Mae’s The Club gehen, wo man 24 Stunden mit guten, günstigen Drinks versorgt wird. Zwar verlässt man diesen Laden nach Kettenraucher riechend, aber dafür trifft man vor Ort auf Post-Set-Jazz-Musiker in redseliger Stimmung. Ebenfalls gute und täglich gespielte Live-Musik fbekommt man im Bacchanal Fine Wine & Spirits auf die Ohren. Dazu gibt es noch einen geräumigen Hinterhof. Man sollte sich hier fast überlegen schon tagsüber mit dem Trinken anzufangen und die Käse-Variationen auszuprobieren. Solange man in Bywater bleibt – die Gerüchte besagen, dass Kermit Ruffins einmal die Woche in Vaughan’s Lounge auftritt, um live in diesem archetypischen New Orleans-Schuppen zu spielen. Wenn man eher daran interessiert ist Leute zu beobachten, eignet sich nichts besser als das Mimi’s in the Marigny hier bekommt man Sud, kleine Speisen und ausgeflippten Dekor.

International House’s Loa Bar setzt den absoluten Standard für botanisch aufgeladene Cocktails – immerhin wurden sie hier erfunden – unter der gewissenhaften Führung des professionellen Exzentrikers Alan Water. Wie es der Zufall will stimmt das hervorragend mit Jazz-Standards überein: ein Motiv, das sich von den köstlichen, floralen Aromen des Hotels bis hin zu den Schwarz-Weiß-Fotografien durchzieht. Die eleganten Lichtquellen, Säulen und notwendigen Balkone tragen zum kraftvollen Gefühl dieses Ortes bei – und wir haben noch nicht mal die Voodoo-Rituale berücksichtigt.
 

ENTDECKEN

 

Bacchanal Fine Wine & Spirits
Audubon Park, Fort Pike (Bilder mit Genehimigung von Prd23) et Eine Fahrt durch den Friedhof Metairie

Ein Tag im Audubon Park ist ein gut verbrachter Tag, wenn man uns fragt. Vor allem, wenn man sich für ein vor Ort sehr beliebtes Picknick an den Fluss setzt und den Ausblick lang und breit auf den Ansichtskarten beschreibt, die man nach Hause schickt (hier könnten auch die Daiquiri’s und Po’ Boys Erwähnung finden). Etwas makaberer wird es auf dem Friedhof Metairie. Die Geschichte dieses Ortes beschränkt sich nicht nur auf das Dasein als Pferderennstrecke oder Lager für die konföderierten Soldaten. Es gibt keinen besseren Ort, um sich mit den in dieser Region so typischen überirdischen Gräbern bekannt zu machen. Hier muss man sich auch nicht so sehr herumdrängeln wie auf dem St. Louis Friedhof No. 1. Ein kurzer Trip aus der Stadt heraus belohnt einen mit den atmosphärischen Ruinen von Fort Pike, einem heutzutage anrührend verfallenen Relikt aus dem Krieg im Jahr 1812 – in der Tat haben Militärliebhaber eine ganze Reihe solcher Forts zur Auswahl. Was auch immer Sie sich ansehen wollen, tun Sie es auf zwei Rädern mit Hilfe des familiengeführten Leihbetriebes American Bicycle Rental Company oder mit etwas mehr Struktur mittels der Free Wheelin’ Bike Tours.
 

DIE KÜNSTE

 

Voodoo Alter & Gasa Gasa New Orleans
Voodoo Alter & Gasa Gasa

Wir sehen auch euch, die Verehrer der Frenchmen Street und wir weisen daher gern auf den Frenchmen Kunstmarkt hin: einen nächtlichen Kunsthandwerkermarkt, der von Donnerstag bis Montag in “outdoor living rooms” stattfindet, die die Hunde am Bellen hindern. Die Freude über die Fundstücke kann man gleich gegenüber in den gemütlichen Sitzecken des D.B.A.’s bei Live-Musik (was sonst) begießen. Die Wilden und Verrückten versammeln sich im Gasa Gasa einer Lokalität, die für jeden etwas zu bieten hat und sich weder akustisch noch visuell verstecken muss. In die richtige Stimmung kommt man auf dem Weg im House of Broel, einem viktorianischen Vorkriegsanwesen mit eigenem Mode- und Puppenhausmusem. Wieder Richtung Fluss trifft man auf ein unübersehbares Trio: das Euclid Records New Orleans, in dem man auf zwei Stockwerken nach selten Vinyl-Schätzen suchen kann, das Island of Salvation Botanica für spirituelle Lesungen und Begegnungen ganz im Sinne der hawaiianischen Voodoo-Tradition und das einzigartige Music Box Village in dem man die packende Ausstellung über von Künstlern hergestellte, interaktive Musikhäuser und die regulären, hochklassigen Aufführungen sehen kann.

Vertrauen Sie dem Team im Ace Hotel New Orleans – hier im boomenden Warehouse District hat man das Beste rausgeholt, in dem man eine weitere, beeindruckende Arbeit von Roman and Williams vor dieser revitalisierten Art-déco-Kulisse platziert hat. Hier herrscht Vintage-Chic par excellence: die Zimmer verfügen über Kühlschränke von Smeg und Radios von Tivoli. In der oberen Preisklasse gibt es dann noch Plattenteller und Akustik von Martin. Da es sich hier um ein Ace Hotel handelt, liegt der Schwerpunkt aber eben auf den gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten. Wenn man sich an der Italien-trifft-Südstaaten-Küche satt gegessen hat, und ausreichend am Pool saß, der auch für die Einheimischen geöffnet ist, macht es daher nur Sinn sich in den hoteleigenen, musikalischen Schauplatz zu begeben und zu sehen, wo die Party wirklich abgeht.
 

DIE KLASSIKER

 

Pascal's Manale New Orleans
Pascal’s Manale

In Ordnung, die Logik gewinnt. Die alteingesessenen Häuser zu übergehen, wäre eine Sünde, die man in einer so unbekümmerten Stadt nicht so schnell verzeiht. Cafe Du Monde führt die Liste der allzeit beliebten Locations mit seinen berühmten Beignets und dem Chicorée-Kaffee an und zwar zu Recht; glücklicherweise hat dieses Lokal rund um die Uhr geöffnet, so dass man sich seine Portion am besten gegen 4 Uhr morgens holen sollte, wenn die Schlange etwas kürzer ist. Sollte man etwas für den Tag suchen, empfiehlt sich das Galatoires für französisch-kreolische Zauberei, die in einem ungezwungen Gastraum, in dem das Tragen eines Jacketts allerdings Pflicht ist, serviert wird. Pascal’s Manale bringt italienische Küche mit Einflüssen aus Louisiana auf den Tisch; der nah und fern berühmteste Beitrag zu kulinarischen Errungenschaften ist aber der BBQ-Shrimp. Und ja, wir sind uns auch nicht zu schade noch das Tipitina’s zu erwähnen. Die billigen Kneipen sollten sich schämen: so macht man eine richtige Show. Fragen Sie einfach Dr. John.

Was waschechte Boutique-Hotels betrifft, ist das Soniat House wohl die erste und beste Anlaufstelle: drei umgebaute Stadthäuser, geschmückt in der verschwenderischen Dekadenz des 19. Jahrhunderts und ausgestattet mit der ureigensten Definition der Südstaaten-Gastlichkeit. Süße und Diskretion erfüllen die Zimmer und öffentlichen Räume, so dass man die Verzauberung in ganz individuellem Tempo verdauen kann. Die Bourbon Street befindet sich nur wenige Straßen entfernt, könnte aber genauso gut in einer komplett anderen (und billigeren) Stadt liegen. Hotels wie diese werden heutzutage einfach nicht mehr gemacht.
 

ÜBERNACHTEN

 

Henry Howard Hotel New Orleans
Henry Howard Hotel

On ne voudrait pas radoter mais en matière de logement à La Nouvelle-Orléans ce sont les locaux qui remportent la mise – les établissement traditionnels bien sûr, mais aussi ceux qui sont prêts à façonner les courbes uniques de la ville tout en préservant son intimité. Heureusement, tous les hôtels de charme de Boutique hotels in New Orleans, ne sont pas fait du même tissu : ce sont les gens qui font le lieu.

Wir wollen ja nicht wie eine kaputte Schallplatte klingen, aber was die besten Übernachtungsmöglichkeiten in New Orleans anbelangt, wissen die Einheimischen einfach am besten, wie es geht – die Alteingesessenen natürlich, aber auch die Mutigen und zu Experimenten mit den Formen dieser unnachahmlichen Stadt Bereiten, die ein Bewusstsein tiefer und beständiger Intimität schaffen. Boutique hotels in New Orleans sind zum Glück keine Massenware: die Leute machen hier den Ort aus.

Die Liebe zum Detail wird bei den fünf, oben bereits aufgeführten Hotels deutlich, kommt aber auch im Henry Howard Hotel zum Tragen. Dieses Hotel ist nach dem Mann benannt, der einen großen Anteil an der einzigartigen Architektur des Garden District´s hat und dessen Werk hier in all seiner vornehmen, griechisch inspirierten Pracht zu bestaunen ist. Nur für den Fall, dass Ihnen all diese säulenverzierten Fassaden zu viel werden, empfehlen wir das Loft 523, das als starker Kontrast dient und mit seinem zeitgenössischen Minimalismus in Manhattan kein bisschen auffallen würde. Das ist in der Gesamtbetrachtung ein Vorteil: was in NYC Nullachtfünfzehn ist, wirkt hier im NOLA erfrischend innovativ und geräumig – Leben auf großem Fuß.

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