Die meisten von uns assoziieren marokkanische Städte mit den Medinas: ummauerte Labyrinthe, in denen neugierige Entdecker alle Arten von Palästen, Moscheen, Brunnen und Händlern finden werden.
Die Legende besagt, dass die Medinas absichtlich mit engen Durchgängen und unlogischen Abzweigungen gebaut wurden, um Eindringlinge zu verwirren und ihr Vordringen zu verlangsamen. Was für Angreifer in Vorzeiten als Unannehmlichkeit gedacht war, ist jetzt ein erfreulicher Einblick für moderne Reisende, die sich aktiv wünschen, sich im Gewirr der alten Gassen zu verlieren.
Marokkos kulturelles Erbe bietet einige der am tiefsten verwurzelten historischen Einblicke im Maghreb. Eine lange Prozession verschiedener Herrscher hat ein Vermächtnis distinguierten Designs hinterlassen: Gebäude, Straßenzüge und Dekor erzählen eine Geschichte reich an sich verschiebenden Grenzen und vermischter Traditionen.
Das riad — vom arabischen ryad, was so viel wie „Garten“ bedeutet — ist der Inbegriff der marokkanischen Residenz, die sowohl für Abgeschiedenheit als auch für kühlere Temperaturen im Innenhof sorgt. Stattlich und komfortabel – das Konzept der römischen Villa wurde hier aufgegriffen und an die Besonderheiten der Region angepasst, wobei die nach innen gerichtete Meditation in Form und Funktion betont wird.
Französische Bauregulierungen hatten einen weit um sich greifenden Effekt, indem sie der schnellen Urbanisierung zum vorletzten Jahrhundertwechsel mit Höhenregulierungen Einhalt geboten und somit für Flachdächer, private Balkone und Platz für Innenhöfe und Gärten gesorgt haben.
- Islamische Symbole und Klimakontrolle sind zwei zentrale Punkte des marokkanischen Innendesigns; die herausstehenden Merkmale dienen häufig einem tieferen Sinn als purer Verzierung. Brunnen repräsentieren zum Beispiel das Paradies und ermöglichen die rituellen Waschungen während sie zudem auch Durst löschen und als bürgerliche Denkmäler dienen.
- Marokko’s lebhafte Farbpalette ist häufig der eindrücklichste Design-Aspekt für die Besucher, die sich zum ersten Mal hier aufhalten. Starker Symbolismus ist der Schlüssel: blau steht für den Himmel und den Schutz vor Bösem, weiß für Moral und Glück, rot für Fruchtbarkeit und eine glückliche Ehe. Diese Bedeutungen und noch viele mehr finden sich überall auf den Mauern, Stoffen, Akzenten und den persönlichen Einflüssen der Bewohner.
- Hoteliers weltweit sind to Ibn Battuta, einem marokkanischen Lehrmeister aus dem 14. Jahrhundert und einem der am weitesten Gereisten seiner Zeit zu tiefem Dank verpflichtet. Er war überall in der mittelalterlichen islamischen Welt und auch darüber hinaus unterwegs, sogar bis China ist er gekommen. Dabei hat er seine erstaunlichen Reisen aufgezeichnet und auch heute noch werden seine Berichte gelesen.
The Hotels
Wir hätten Casablanca für einen Wortwitz nutzen können, aber es gibt mehr in Marokko als seine größte Metropole. Vor allem, wenn es um Hotels geht. Das Land verfügt über mehr als 1.700 km Küste, das beeindruckende Atlasgebirge und die Gebirgskette von Rif, die krasse und wunderschöne Sahara und die pulsierenden Städte wie Fes und Marrakesch. In anderen Worten: Sie sollten eine Weile bleiben.
Riad Myra
Fes
Fes’s mühevoll restaurierte Riads sind zurecht Gegenstand von Legenden und auch Myra ist hier keine Ausnahme. Die Bildsprache feuert aus allen Zylindern: filigrane Verzierungen, ein makelloser Innenhof mit einem Marmorbrunnen, an dem man essen kann, ein Hammam wie ein Schrein, um die Anstrengungen des Tages abzustreifen und eine Terrasse mit faszinierenden Fliesen, von der aus man nach Herzenslust die Medina beobachten kann.
Karawan Riad
Fes
Für einen etwas anzüglichen Bezug schlägt Karawan Kapital aus seiner Geschichte aus dem 17. Jahrhundert als Maqfia Haremspalast. Hier ist jedes in Brokat gefasste und geschnitzte Element ein Meisterstück arbeitsintensiven Handwerks. Zusätzlich ist es besonders kunstvoll gestaltet und zwar in Bezug auf physische Objekte, die die freien Räume ausfüllen und eine subtil zeitgenössische Farbpalette sowie eine ausgewogene Balance von Mustern. Das ist wahre marokkanische Gelassenheit.
Riad Fès
Fes
Seien Sie unbesorgt, hier wird gehalten, was der vielversprechende Name erahnen lässt. Und dem Versprechen im Riad-Stil gerecht zu werden, ist gar nicht mal so leicht. Vertrauen Sie hier dem Besitzer, einem renommierten Architekten, der sich auf die Details konzentriert und einen obsessiven Katalog an Steinen, Putz, Holz, Glas und Fliesen in einen Topf geworfen hat, um ein überwältigendes Zusammenspiel visueller Überzeugungskraft zu produzieren. Und anders als bei anderen Riads kann sich hier auch das Restaurant besonderer Qualität rühmen. Entspannen Sie sich, alles ist gut.
Le Jardin des Douars
Essaouira
Essaouira, für die Uninformierten ist Marokko’s Juwel an der Atlantikküste und zum Glück weniger Touristenmagnet als Marrakesch. Le Jardin des Douars liegt eine kurze Strecke landeinwärts am Fluss Oued Ksob und ist ein klassisches ksar (eine Art nordafrikanische Burg), die in ein unglaublich beschauliches Boutique-Hotel umgewandelt wurde. Na los, genießen Sie die französisch beeinflusste lokale Küche und bestellen Sie dazu einen Minzteee; hier wird man Sie nicht finden.
Villa de l’O
Essaouira
Und diese kleine Villa befördert Sie mitten ins Zentrum von Essaouira’s Geschehen, angrenzend an die alten Stadtmauern der Medina. Der französisch-koloniale Dekor vermischt sich aufs schönste mit dem frischen Einfluss des Meeres und ergibt eine Offenbarung in Sachen verschwenderischer Antiquitäten und besonderer Möbel. Die ideale Bühne für ein verlorenes Medina-Wochenende.
La Sultana Oualidia
Oualidia
Oualidia erinnert in gewisser Weise an mexikanische Fischerdörfer, die auf die Boutique-Welle aufgesprungen sind; die Einheimischen haben es lang als verschlafenes, angenehmes Gegenstück zu Marrakesch’s Hochsaison empfunden. Mit ein bisschen Glück bleibt das auch so. Und mit ein bisschen Glück steigen Sie im La Sultana ab, das direkt auf die berühmte Lagune blickt, und nehmen die charmante, rustikale Stimmung der sonnengeküssten Steinwände auf.
L’Iglesia El Jadida
El Jadida
Man kann das Hotel eigentlich genau so interessant gestalten, wie die Reise: warum sollte man also nicht in einer umgebauten katholischen Kirche in Casablanca übernachten? El Jadida meistert den Drahtseilakt zwischen portugiesischen und marokkanischen Traditionen und führt dieses Drama in Miniaturform in den luftigen Räumen mit hohen Decken des Hotels auf: ein Kind der Liebe von Lissabon und Marrakesch.
Kasbah Tamadot
Atlasgebirge
Marrakesch kann man einfach nicht vermeiden, aber wenn man von Süden her anreist, gibt es einem die Chance in Richard Branson’s kaleidoskopartigen, entzückendem Anwesen unterzukommen. Zum einen liegt es dichter am Atlasgebirge und zum anderen ist es unschlagbar in Sachen Privatsphäre. Der makellos angelegte Rückzugsort bietet den Gästen die Möglichkeit staunend vom Infinity-Pool bis zum Hammam oder der Terrasse umherzuwandern. Die Stadt kann warten.
Amanjena
Marrakesch
Oder auch nicht, wenn Aman involviert ist. Ed Tuttle’s Architektur transportiert einen bescheidenen fast de-Chirico-esquen Maßstab und Zeitlosigkeit durch maurische Einflüsse mit ruhiger, unerschütterlicher Eleganz. Wie schon zuvor andernorts und garantiert auch in Zukunft weiß man hier einfach wie man einen absolut top-luxuriösen Service mit einem gut durchdachten Sinn für den Ort gekonnt umsetzt.
L’Hôtel Marrakech
Marrakesch
Jasper Conran, ehemals Designer für Prinzessin Diana, hat die Federführung dieses Arrangements im Bab Doukkala Distrikt übernommen. Nur fünf Suiten sorgen für einen friedlichen und privaten Aufenthalt und geben zusätzlich Conran’s Design die Möglichkeit sich wahrhaft auszubreiten: Aussagekräftige Antiquitäten und spezielle Wandbehandlungen mit sanften, weißen laternenbeschienen Kulissen. Es ist eine warme, exquisite Komposition, an die man nach einem aufregenden Tag in der Altstadt zurückkehrt.
Fellah Hotel
Marrakesch
Es liegt ein bisschen ab der Trampelpfade, das stimmt, aber das Fellah gleicht die Distanz durch die Wirkung eines Dorfes am Fuße eines Hügels und eine erfinderische Design-Sensibilität aus, die klare, moderne Linien mit künstlerischen Stücken kombiniert. Mehr noch: hier werden regelmäßig Künstler und Wissenschaftler im Rahmen eines Residenz-Programms beherbergt, die allesamt von der durch die UNESCO ausgezeichnete Forschungsbibliothek – einer ansehnlichen Sammlung von Werken über die Ästhetik – angezogen werden. Sie werden hier entspannt, aber keinesfalls gelangweilt abreisen.