Reisende heutzutage suchen mehr handwerkliche Erfahrungen. Sie interessieren sich auch zunehmend für die sogenannte Null-Kilometer-Küche. All das führt zu einem Anstieg von Hotels, die beide Wünsche in einem abenteuerlichen (zusätzlich Instagram-tauglichen) Paket vereinen.
Das Essen ist vielleicht der beste Teil des Reisens. Es ist schwer vorstellbar, dass eine andere Aktivität, wenn man sie wegließe, dem Gesamterlebnis einer Reise so abträglich wäre. Im Alltag essen wir häufig wenig bemerkenswerte Mahlzeiten – und kommen damit zurecht. Aber im Urlaub wollen wir, dass jedes Essen ein Meilenstein und eine bleibende Erinnerung ist.
Die hohen Erwartungen an das Essen haben eine lange Tradition. Ein neueres Phänomen sind die vielen Lebensmittel in unseren sozialen Medien und auf Streaming-Plattformen. Vor allem letztere erreichen mit ihren großartig umgesetzten Erkundungen des Weges, den das Essen vom Bauernhof bis zu unseren Tellern nimmt, immer neue Höhenflüge. Von “Chef’s Table” bis “Top Chef” und jeder Dave Chang-Show dazwischen wird der Beschaffung und Zubereitung von Lebensmitteln ein bisher nicht gekanntes Maß an Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Einfluss wirkt sich unweigerlich auf die kulinarischen Inhalte aus, die wir auf Instagram, TikTok und Co. sehen, und die Hotelbranche muss darauf reagieren.
Die Idee des Bauernhofhotels gibt es mindestens seit den sechziger Jahren, als die italienischen agriturismos Gestalt annahmen. Süditalien hat hierbei Gold abgeräumt; die steigende Nachfrage nach der Null-Kilometer-Küche hat dazu geführt, dass mehr Agriturismos eröffnet wurden als je zuvor, und das Konzept hat sich schnell rund um den Globus verbreitet. Reisende sehnen sich danach, mehr über die Lebensmittel zu erfahren, die sie essen. Sie wollen genau wissen, woher sie kommen und was sie so gut macht. Ein wachsender Teil der Reisenden möchte zudem beim Anbau involviert sein.
Obst- und Gemüsegärten, Bienenstöcke und Hühnerställe, Weinberge, Räuchereien – sie sind nicht nur Teil der Kulisse von Farmhotels. Sie sind für die Gäste da, damit diese sich mit ihnen beschäftigen und sich über sie informieren können. Diese Hotels bieten diese Möglichkeit, und auch bei den Unterkünften wird nicht gespart. Machen Sie sich erst die Hände schmutzig und im Anschluss ein Foto.
Le Germain Charlevoix
Baie-St-Paul, Kanada
Was ist das Le Germain Charlevoix nicht? Mit einem Komplex, der ein Hotel mit 145 Zimmern, eine Feuerstelle am Seeufer, eine Station für Bergsportarten mit eigenem Bahnhof, umherstreifendes Vieh und einen produktiven Bauernhof mit angeschlossenem Markt umfasst, fühlt es sich mehr oder weniger wie das ideale Quebécois-Dorf an – und genau das ist das Ziel. Sogar die Einrichtung ist von der lokalen Landschaft inspiriert, und jedes Gebäude, obwohl neu, steht genau dort, wo die ursprünglichen Fundamente des Bauernhofs lagen.
São Lourenço do Barrocal
Monsaraz, Portugal
São Lourenço do Barrocal ist ein 200 Jahre altes, 2.000 Hektar großes landwirtschaftliches Anwesen in Portugals spektakulärer Alentejo-Landschaft. Heute ist das Anwesen immer noch ein Bio-Bauernhof, der Wein, Obst und unzählige andere Lebensmittel für die Restaurants des Hotels und für eine scheinbar unendliche Liste von Gästeaktivitäten und Workshops produziert. Der Rest der alten landwirtschaftlichen Infrastruktur wurde zu einem ruhigen und stilvollen Luxus-Boutique-Hotel umfunktioniert.
Los Poblanos Historic Inn
Albuquerque, New Mexico
Eine skurrile Auswahl an Tieren und Pflanzen sorgt für einen unvergesslichen Aufenthalt auf dieser experimentellen Ranch im Südwesten. Neben den üblichen Huftieren auf dem Hof gibt es hier unter anderem Pfauen, Lavendel, Weiden, Lotusblumen, alte Rosen und Truthähne. Das Restaurant Campo ist eines der besten in Albuquerque und bietet eine Küche aus dem Rio Grande Valley, die aus saisonalen Bio-Zutaten von der hoteleigenen Bio-Farm besteht.
Blackberry Farm
Great Smoky Mountains, Tennessee
Die Blackberry Farm hat nicht nur einen guten Namen, sondern ist auch eine gut geölte Maschine, wenn es darum geht, die erforderlichen Zutaten für ein vollwertiges kulinarisches Erlebnis zusammen zu stellen: Teams aus Gärtnern, Sammlern, Brauern, Konservatoren und Viehzüchtern arbeiten mit lokalen Landwirten zusammen, um die dekadenten Endprodukte zu erzeugen, die in ihren Haute-Comfort-Menüs zu finden sind. Außerdem freut man sich hier darauf, die Gäste durch diesen sorgfältigen Prozess zu führen.
Babylonstoren
Simondium, Südafrika
Babylonstoren liegt im Weinanbaugebiet Franschhoek und ist ein Fest von Lebensmitteln und Landwirtschaft: ein bewirtschafteter Bauernhof, ein Gemüsegarten, ein Farm-to-Fork-Restaurant und natürlich ein kleines Luxushotel mit einem beeindruckenden Spa. Der Stil ist eklektisch, persönlich und äußerst geschmackvoll, und es gibt Workshops für die ganze Familie, die sich mit allem befassen, von der Bienenzucht über Charcuterie bis hin zu allen möglichen Kochtechniken und vielem mehr.
Chablé Yucatán
Chocholá, Mexiko
Tief im Dschungel, zwischen Maya-Ruinen und heiligen Stätten, ist Chablé ein Tempel der Entspannung. Den Beweis dafür liefert das Spa des Resorts, das um eine natürliche Cenote herum gebaut wurde, ein den alten Maya heiliges Schwimmloch. Wellness steht hier natürlich im Vordergrund, aber wenn man sich kulinarisch etwas gönnen möchte, gibt es im Chablé auch kein Problem: Drei Restaurants, die von einem Weltklasse-Koch entworfen wurden, bieten biologische, saisonale Zutaten aus denselben traditionellen Gärten, bei deren Pflege man während des Aufenthalts helfen kann.
Susafa
Polizzi Generosa, Italien
Die Masseria Susafa, die seit fünf Generationen von derselben Familie geführt wird, ist nach wie vor ein landwirtschaftlicher Betrieb, in dem ein ehemaliger Getreidespeicher und eine Weinkellerei in gemütliche Räumlichkeiten für Feinschmecker und Weinliebhaber umgewandelt wurden. Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann in Kochkursen die alten Aromen der Region mit eigenen Händen nachkochen. Hybride Gehöfte wie dieses sind richtungsweisend für den gesamten Agrotourismus.
Le Manoir aux Quat’Saisons
Great Milton, England
Umfangreiche Gartenarbeit und Kochkurse heben das Le Manoir von anderen englischen Herrenhaushotels ab. Das und der unverkennbar französische Einfluss des MICHELIN-Sternekochs Raymond Blanc. Unter den Augen des Autodidakten Blanc bezieht sein gleichnamiges Restaurant seine Zutaten aus dem weitläufigen Außengelände, das 250 Sorten Bio-Obst und -Gemüse, einen Pilzgarten mit 20 essbaren Arten und einen Obstgarten mit Apfel- und Birnbäumen umfasst.
Evolve Back, Coorg
Coorg, Indien
Das Evolve Back Coorg befindet sich auf einer 300 Hektar großen Kaffee- und Gewürzplantage in den indischen Western Ghat Bergen. Der rustikale Charme und die abgelegene Lage dieses 49-Zimmer-Resorts heben es von den gewöhnlichen Luxushotels in Indien ab. Das gilt auch für die landwirtschaftlichen Wunder, mit denen die Gäste so viel wie möglich in Berührung kommen sollen – nicht nur durch Wanderungen und Verkostungen, sondern auch durch das Beschneiden, Ernten und Pflegen des Bodens selbst.
Inkaterra Hacienda Urubamba
Urubamba, Peru
Die Inkaterra Hacienda Urubamba liegt mit ihren Lodges und Casitas auf einem hundert Hektar großen Grundstück an einem Hang im Heiligen Tal von Peru. Das Hotel ist sehr nachhaltig – es baut seine eigenen Produkte mit kohlenstofffreien Methoden an und verwendet Ochsen und Handwerkszeug anstelle von industriellen Anbaumethoden. Auf der zehn Hektar großen Plantage werden unter anderem Mais, Quinoa, Heilkräuter und verschiedene Kartoffelsorten angebaut; die Gäste sind eingeladen, sich selbst etwas zu pflücken.
Companhia das Culturas
Castro Marim, Portugal
Ein Schriftsteller/Bauer und seine Frau haben aus einem funktionierenden Familienbetrieb (auf dem immer noch Oliven, Quitten, Orangen, Feigen und mehr angebaut werden) die Companhia das Culturas gemacht, ein Agritourismuszentrum mit neun Zimmern und vier Apartments, das eng mit dem Land verbunden ist. Man wird diese (und noch viel mehr) Zutaten in den Mahlzeiten genießen. Zudem hat man die Möglichkeit an landwirtschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen, indem man hilft, Unkraut zu jäten oder saisonale Früchte und andere essbare Wildpflanzen zu sammeln.
Morgan’s Rock Hacienda & Ecolodge
San Juan del Sur, Nicaragua
Morgan’s Rock erstreckt sich über 4.000 Hektar Dschungel entlang eines halbmondförmigen Strandes, und die Hälfte des Landes ist ein privates Reservat – hier nisten und brüten nicht nur Meeresschildkröten, sondern in den Wäldern leben auch Brüllaffen, Weißwedelhirsche und Faultiere. Ein großer Bauernhof beherbergt Kühe und Hühner, Obst- und Gemüsegärten und sogar eine nachhaltige Krabbenfarm. Gäste sind herzlich eingeladen, beim Eiersammeln oder Melken der Kühe mitzuhelfen.
Lime Wood Hotel
Lyndhurst, England
Das im Herzen des New Forest gelegene Lime Wood verfügt mit Angela Hartnett und Luke Holder über zwei gastronomische Schwergewichte. Die beiden haben vor Ort fleißig ein hyperlokales kulinarisches Imperium aufgebaut: In ihrem viktorianischen Gewächshaus bauen sie ihre eigenen mediterranen Produkte an, in ihrer Räucherkammer reifen Proteine. Und in einer Vielzahl von regelmäßig stattfindenden Kochkursen und Ausstellungen vermitteln die beiden diverse kulinarische Techniken.
Hôtel Mas de Peint
Arles, Frankreich
Das Hotel Mas de Peint ist ein charmantes Bauernhaus aus dem siebzehnten Jahrhundert, das immer noch von Jacques und Lucille Bon bewohnt wird und von einigen Hektar ökologisch sensibler Ranch und Ackerland umgeben ist. Das Abendessen wird an großen runden Tischen mitten in der Küche serviert – ein Kunststück, das in einem weniger intimen Hotel unmöglich wäre – und es werden ausschließlich Zutaten aus der Region verwendet, darunter Bullenfleisch und Reis von der hoteleigenen Farm, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und vieles mehr.
Paradero Todos Santos
Todos Santos, Mexiko
Es ist schwer, über die bahnbrechende Architektur und das Design von Paradero hinwegzusehen. Wenn man es aber tut, findet man ein Farmhotel, das sich mit allen anderen messen kann. Das Open-Air-Restaurant des Hotels bietet einen Blick auf den Garten, der die Kräuter und das Gemüse liefert, sowie auf über 150 Hektar Ackerland. Noch besser ist aber, dass die Gäste in Kursen vor Ort in die Geheimnisse der nachhaltigen Landwirtschaft und Gartenarbeit eingeweiht werden. Nach all der harten Arbeit kann man bei einer geführten Tour die besten Tacos in Todos Santos probieren.