Tod im Vatikan

Dem Vatikan sind Skandale nicht unbekannt. Eine schamvolle Legende verdeutlicht die religiösen, politischen und ökonomischen Realitäten des 16. Jahrhunderts ganz besonders gut. Hilary Bockham, eine Expertin bei Context Travel, erzählt die verworrene Geschichte von Leo X und Hanno dem Elefanten.

Was schenkt man dem Mann, der schon alles hat? Und wenn ich sage „alles“ meine ich alles, was ein Mann in den frühen 1500er Jahren in der westlichen Welt sich ansatzweise vorstellen konnte.

Bei diesem Mann beziehe ich mich auf Papst Leo X.

Im Jahr 1513, als er zum Papst wurde, sah man Leo händereibend sagen: „Gott gab uns das Papsttum. Lasset es uns genießen.“ Und das tat er. Im großen Stil. Drei Fakten, um in diesem Kontext ein Bild zu malen: Papageienzungen zu verspeisen, war damals eine beliebte Sache; der Papst baute das Vermögen des Vatikans um 1/7 durch seine erste, päpstliche Feierlichkeit ab; Leo war so übergewichtig, dass es zweier starker Männer bedurfte, um ihn morgens aus dem Bett zu hieven.

Daher musste der König von Portugal sich ein wirklich spezielles Geschenk überlegen, um in der Gunst dieses exzentrischen Mannes, der in der christlichen Welt damals vermutlich der mächtigste Mann weit und breit (nein, das ist nicht nur im übertragenen Sinne gemeint) war. Schließlich handelte es sich beim Papst um jemanden, der Goldstücke aus dem Fenster warf.

„Hey!“, muss jemand gesagt haben, „Ich habe eine großartige Idee. Warum schenken wir ihm keinen Elefanten?“

Pope Leo X
Abbildungen des portugiesischen Königs (links) und von Papst Leo X (rechts)..

Warum eigentlich nicht? Solch ein Tier hatte man in Rom schon seit Jahrhunderten nicht mehr zu Gesicht bekommen und der Papst war sowieso gerade dabei eine kleine Menagerie zusammenzustellen und sollte sich in dem Zusammenhang durchaus über einen Elefanten freuen. Und er freute sich.

Die Reise für den eher kleinen, blass grauen Elefanten namens Hanno war eher lang und ziemlich entbehrungsreich. Wenn ein Elefant aufstampft, um den Punkt zu verdeutlichen, dass Elefanten nicht auf Boote gehen, handelt es sich um eine herausfordernde Situation. Es hat drei Tage gedauert, um ihn auf ein Boot zu bekommen. Ab dem Zeitpunkt, als er sich auf dem Boot befand, kam ein solch starker Sturm auf, dass man wieder an Land gehen und den Elefanten zu Fuß nach Rom bringen musste. Menschen entlang des Weges drehten durch vor Begeisterung und wollten unbedingt einen Blick auf Hanno werfen. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf Verluste oder Hindernisse und so war der einzige Weg die Zerstörung zu begrenzen, den Elefanten über Nacht auf einem Platz in der Mitte des jeweiligen Ortes zu „parken“, so dass jeder einen Blick auf ihn werfen konnte.

In Rom war Papst Leo sofort eingenommen. Hanno war darauf trainiert in seiner Anwesenheit auf die Knie zu gehen und seine Angewohnheit zu trompeten und den begeisterten Papst mit Wasser zu besprühen, waren wundervoll mit anzusehen – so sagte man. Ab 1514 lebten sie glücklich bis in alle Zeit.

Die Flitterwochen dauerten zwei Jahre.

A sketch of Hanno and a rider, from 1514
Eine Skizze von Hanno und einem Reiter aus 1514 von Raffaello

Es ist wichtig für den Verlauf der Geschichte, daran zu erinnern, dass die Situation für ordinäre Familien in diesen Tagen grauenvoll war. Obwohl im antiken Rom täglich um die 38 Millionen Gallonen Frischwasser in die Stadt geleitet wurden, gab es in den 1500er Jahren – als die Reichen noch reicher wurden – nur einen Ort in der Stadt, an dem die 55.000 Normalsterblichen kostenlosen Zugriff auf dieses Wasser hatten. Die regulären Bürger waren also größtenteils gezwungen ihr Wasser vom Fluss Tiber zu beziehen, der gleiche Ort, an dem Müll sich auftürmte und in den Abwasser geleitet wurde. Krankheiten wurden dadurch natürlich begünstigt und was das für die Kindersterblichkeit bedeutete, muss man nicht genauer erläutern.

Nebenbei bemerkt: in Rom wuchs wenig Grünzeug, das als Elefantenfutter dienen konnte. Daher war die Ernährung von Hanno sehr Kohlenhydrate lastig. Eines Tages legte er sich mit einem riesig aufgeblähten Bauch hin. Die Situation war schnell klar: er hatte Verstopfungen.

Der Papst, der es gewohnt war, Probleme mit Gold zu lösen, war darauf getrimmt zu glauben, dass Gold alles möglich macht. Daher, für damalige Zeiten nicht so weit entfernt von der medizinischen Praxis, wurde die Medizin des Elefanten mit Gold überzogen. Viel Gold! Vielleicht vorhersehbar starb der arme kleine Hanno an von dem vielen Gold verursachter Verstopfung.

 

Portrait of Leo X, by Raphael.
“Porträt von Leo X,” von Raphael.

Der Papst war untröstlich. Hanno wurde mit viel Pomp und einer großen Zeremonie im Vatikan begraben. Raphael verzierte eine Tafel mit Fresken, Gedichte und politische Satiren wurden geschrieben und die ganze Geschichte ging viral – also in der Version des 16. Jahrhunderts.

Und Sie können sich vorstellen, wie die Geschichte bei Eltern ankam, die ihren Kindern beim Sterben zusehen mussten, ohne ihr Fieber mit frischem Wasser kühlen zu können. Im Kontrast dazu hatte der Papst sein Baby mit Gold getötet.

Martin Luthers letzter Brief an Papst Leo X hallte in ihren Köpfen nach. „Die römische Kirche ist zur schamlosesten Höhle der Diebe geworden, zum schamlosesten aller Bordelle, zum Reich der Sünde, des Todes und der Hölle. Es ist so schlimm, dass der Antichrist selbst, wenn er kommen sollte, sich nichts einfallen lassen konnte, was seiner Boshaftigkeit noch mehr hinzufügen könnte.“

Die berauschenden Tage des Exzesses der Renaissance steuerten auf ein abruptes Ende zu und alles sollte sich für immer ändern. Einige werden vielleicht sagen, dass Hanno eine kleine, blass graue Rolle dabei gespielt haben mag.

Vatican
Der Vatikan

Der beste Weg um mehr über den Anteil des päpstlichen Elefanten an alldem zu erfahren, ist die Teilnahme an einer Context Travel’s Arte Vaticana Tour. Hierbei kann man die weltweit bekannten Meisterwerke des Vatikanischen Museums erkunden. Context Travel bietet von Experten geführte, kulturelle und historische Touren und Aktivitäten für Reisende an, die es lieben, zu lernen und das in über 50 Städten weltweit. Tablet Plus Mitglieder erhalten exklusive Rabatte bei privaten Touren von Context.

Hier können Sie einen weiteren Beitrag eines Context Travel Experten zu den Schätzen lesen, die unter den Straßen Roms liegen The Bounty Beneath the Streets of Rome.

Hilary Bockham ist Expertin für Kunst, Literatur und Fashion und lebt in Rom. Ihre Karriere hat als Kunstlehrerin in England begonnen bevor sie ihren eigenen Ausstellungsservice gründete, der in Galerien und Museen in ganz Großbritannien zum Einsatz kam. Außerdem ist sie ein Expert Guide bei Context Travel.

Lesen Sie mehr über die besten Boutique-Hotels in der Nähe des Vatikans.

G-Rough

Rom, Italien

G-Rough - boutique hotel in Rome

Wie jeder weiß, sollte man sich das Harte, Bittere (Rough) mit etwas Schönem versüßen. Diese Logik kommt beim G-Rough nicht zum Tragen. Hierbei handelt es sich um die römische Fortsetzung von Venedigs hochmodernem PalazzinaG. Neben einigen rohen Texturen und Oberflächen kommt hier nur sehr selten die raue Seite zum Vorschein – und das Konzept, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert mit italienischen Designklassikern aus den 30er, 40er und 50er Jahren auszustatten, ist die ins Leben gerufene Definition von smooth.

 

Gran Melia

Rom, Italien

Gran Melia - boutique hotel in Rome

Angesichts der schieren Größe des Gran Meliá Rome, eines Hotels, dessen Gärten und Rasenflächen sowie imposante Fassaden mit seinen 116 Zimmern beeindruckend aus dem Rahmen fallen, ist es bemerkenswert, dass es sich um eine so hochwertige Immobilie handelt. Wir bringen es mal so auf den Punkt: Der Papst ist praktisch ein Nachbar. Genauer gesagt, liegt das Hotel auf einem Hügel (Gianicolo, Roms zweithöchstem) oberhalb des Westufers des Tiber, fünf Gehminuten vom Vatikan und nicht viel weiter von den Kopfsteinpflasterstraßen von Trastevere entfernt.

 

D.O.M. Hotel

Rom, Italien

D.O.M. - boutique hotel in Rome

Das D.O.M. Hotel Rome befindet sich in einem Palast aus dem 17. Jahrhundert in der stadtbekannten Via Giulia und leitet seinen Namen von „Deo Optimo Maximo,” ab, einer lateinischen Inschrift auf der Kirchentür nebenan. Das ist eine willkommene Erinnerung daran, dass dieser Ort – lange bevor originale Warhol-Seidenschirme gemeinsam mit handgemachten Cocktails hier Einzug fanden – ein heiliger Ort war. (Tatsächlich beherbergte der Palast bis vor Kurzem Büros, aber wir wollen uns lieber auf die historischen Highlights konzentrieren.) Nach wie vor herrscht hier Grandeur, trotz der umsichtig durchgeführten Updates, um den Reisenden zu befriedigen, der auf Design achtet.

 

Hotel Indigo Rome – St. George

Rom, Italien

Hotel Indigo Rome - boutique hotel in Rome

Rom bietet so viel Geschichte, dass es für Reisende manchmal schwer ist, sich daran zu erinnern, dass Rom, abgesehen von der Antike, auch eine völlig aktuelle und an die Neuzeit angeschlossene Stadt ist. Rom ist eine kosmopolitische Stadt, die mehr von der Wissenschaft und dem Filmgeschäft als von der Industrie getrieben wird, und erstklassige Hotels streben in der Regel ein großartiges historisches Eintauchen oder ein hyper-hip Design-Thema an. Das Hotel Indigo Rome – St. George passt nicht wirklich in eines der beiden Lager. Stattdessen bietet es eine polierte Atmosphäre, die sich trotz vieler skandinavischer Design-Berührungen fast so anfühlt, als hätte man gerade in eine riesige Prada-Handtasche eingecheckt. Alles ist perfekt eingerichtet; es schreien keine grellen Farben, stattdessen gibt es nur ruhige Präzision. Das St. George verbindet Boutique-Maßstab und Effizienz von Geschäftsreisen außerordentlich gut, ein zeitgenössischer Balanceakt, der durch die Wandästhetik der Schlafzimmer veranschaulicht wird: Caravaggio in einigen Räumen, der legendäre Fiat 500 in anderen.

 

Gigli d’Oro Suite

Rome. Italy

Gigli d’Oro Suite - boutique hotel in Rome

In Rom, vielleicht mehr als anderswo, ist ein bisschen mehr Privatsphäre und Abgeschiedenheit ein willkommener Luxus. In dieser Lage direkt neben der Piazza Navona, in einer Nachbarschaft, die sogar nach römischen Standards ausgesprochen pittoresk und voller Geschichte ist, besteht die größte Herausforderung eines Hotels allerdings darin, die Massen zu kontrollieren. Ganz anders läuft es daher im Gigli d’Oro Suite – diese aristokratische Residenz verteilt sich auf nur sechs Suiten (was für ein Luxus diese geringe Größe ist!) und jede davon ist, ganz im Stile der aktuellen High-End-Ausrichtung Roms eine eklektische Mischung aus alt und neu.

 

Casa de’Coronari

Rom, Italien

Casa de’Coronari - boutique hotel in Rome

Da es an Analogien zu Uptown vs. Downtown oder einem rechten oder linken Ufer fehlt, sind römische Hotels gezwungen, ihre Standorte etwas detaillierter zu beschreiben. Im Falle der Casa de’Coronari, einem mittelalterlichen Gebäude, das in ein modernes Hotel mit sechs Suiten umgebaut wurde, liegt es “in der Nähe des Pantheons” oder “nur zwei Gehminuten von der Piazza Navona entfernt”. Mit anderen Worten: in Laufnähe gibt es eine ganze Menge zu sehen. Und auf einer charmanten Kopfsteinpflasterstraße lässt sich das Staunen noch viel besser umsetzen als auf der belebten Plaza selbst.

 

Relais Orso

Rom, Italien

Relais Orso - boutique hotel in Rome

Modernes Design ist eine Sache, aber wenn es um Gastfreundschaft geht, bleibt es immer noch die Aufgabe, selbst aus den schärfsten Bildern etwas Warmes und Einladendes zu machen. Ein Erfolgsmodell in diesem Bereich ist das Relais Orso in Rom. Wie viele Hotels in der Nähe der Piazza Navona befindet sich auch diese Boutique in einem Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert, das von der Geschichte der Renaissance geprägt ist – eines, das jedoch völlig neu gestaltet wurde, mit modernistischen Möbeln und schlanken, stark strukturierten Oberflächen, die das klassische Erbe des alten Hauses auf Schritt und Tritt aktualisieren.