Heat Check

In der Welt der Gastlichkeit gibt es vermutlich keine größere Leistung als ein Tablet Plus Hotel mit einem Restaurant, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.

Als Tablet und Michelin Ende 2018 fusionierten, gab es einen Umstand, den wir häufiger erklären mussten – vor allem hier in den Vereinigten Staaten. Und zwar, dass Michelin-Reifen und der Michelin-Führer von der gleichen Firma stammen. Nicht alle Amerikaner sind mit der außergewöhnlichen Hintergrundgeschichte von Michelin vertraut. Im Jahr 1900 entschied die französische Reifenfirma sich dazu, einen Führer für Autofahrer zu veröffentlichen, um diesen die nächste Tankstelle, ein Restaurant oder eine Übernachtungsmöglichkeit aufzuzeigen. Michelin war der weltweit erste Reisekurator und als der Boom der Automobile losging, explodierte auch die Verbreitung und der Einfluss des Michelin-Führers.

Man muss nicht gesondert erwähnen, dass für eine Webseite, die Hotels empfiehlt, ein Traum in Erfüllung ging, sich mit einer Firma zusammenzutun, die das Genre quasi erfunden hat. Nicht nur, weil die Marke Michelin weltweiten Einfluss hat, sondern auch, weil Michelin die gleiche Leidenschaft für Integrität und den unvoreingenommenen Ansatz fürs Kuratieren teilt. Es ist eine perfekte Verbindung und dass auch ohne zu berücksichtigen, dass viele der Tablet Hotels Michelin bewertete Restaurants beherbergen.

Im Basketball bedeutet ein “Heat Check”, dass ein Player einen besonders schweren Wurf wagt, um zu zeigen, wie sehr alle für das Spiel brennen. Das Äquivalent der Gastlichkeit ist, dass ein Hotel den Tablet Plus Status erhält und sein Restaurant mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist. Das ist die ultimative Kombination und es gibt kaum eine großartigere Leistung. Hier sind zehn Hotels, die diese rare Luft schnuppern dürfen.

 

Le Petit Nice Passédat

Marseille, Frankreich
Le Petit Nice Passédat boutique hotel in Marseille
Le Petit Nice Passédat

Frankreichs zweitgrößte Stadt steht selten an erster Stelle der Liste der Reiseziele, was angesichts der Konkurrenz entlang der benachbarten Mittelmeerküste vielleicht nicht überraschend ist. Es gibt hier jedoch einige Sehenswürdigkeiten, darunter Le Petit Nice Passédat, Marseille’s exklusivstes Hotel, das 1917 aus zwei Villen im griechischen Stil umgebaut wurde und seitdem von der Familie Passédat geführt wird.

Diese Familie besteht nicht nur aus Hoteliers, sondern ist eher so eine Art kulinarische Dynastie. Gérald Passedat und der Sohn leiten die Küche und servieren Speisen, die vernünftigerweise viel mit mediterranen Meeresfrüchten zu tun haben. Sei es einfacher, frischer Fisch oder Köstlichkeiten wie Seeanemone – für ihre Mühe wurden den beiden nicht weniger als drei Michelin-Sterne verliehen. Die Gäste speisen in einem mit Glaswänden versehenen Esszimmer oder im Sommer draußen im Garten mit Blick auf die felsige Küste und das Mittelmeer.

 

So/ Berlin Das Stue

Berlin, Deutschland
So/ Berlin Das Stue boutique hotel in Berlin
Cinco

Dem Stue im Berliner Tiergarten fehlt es nicht an Größe. Dieses ehemalige Botschaftsgebäude aus den dreißiger Jahren wurde zumindest teilweise erbaut, um einen imposanten Eindruck zu vermitteln. Und seine Atmosphäre ist nach einer massiven architektonischen Überarbeitung durch Annette Axthelm und einer Innenrenovierung durch die renommierte spanische Designerin Patricia Urquiola so weit entfernt von den typischen Boxen und Kisten der anderen zeitgenössischen Hotels, wie es nur geht.

Ebenfalls Spanisch (bzw. Katalanisch, um genau zu sein) ist der Koch Paco Pérez. Allein dieser Satz zeigt, wie weit wir schon gekommen sind, dass die Nationalität des Küchenchefs eines Hotels ein Thema sein kann, das von Interesse ist. In den heutigen Boutique-Hotels könnte der Koch vermutlich fast so viel Einfluss auf das Erlebnis des Gastes haben wie der Designer, und hier ist dieser Einfluss sicherlich positiv. Pérez’ Arbeit im Cinco, dem vornehmen Restaurant des Hotels, hat zwei Michelin-Sterne und jede Menge Anerkennung erhalten.

 

Villa Crespi

Province of Novara, Italien
Villa Crespi boutique hotel in Province of Novara
Cannavacciuolo

Es könnte verzeihlich sein, wenn man dächte, an der Villa Crespi sei nichts Außergewöhnliches. Dies gälte jedoch nur, wenn man einen guten Grund zu der Annahme hätte, dass man sich in Istanbul befände. Die Villa Crespi liegt jedoch im Norden Italiens, weniger als eine Stunde von Mailand entfernt, am Ufer des Orta-Sees. Und genau diese Lage macht diesen hyperopulenten, maurischen Palast (mit Minarett und allem was dazu gehört) zu einem der seltsamsten und außergewöhnlichsten kleinen Hotels in ganz Italien.

Die Villa Crespi profitiert immens von der wunderschönen Naturkulisse und einem entsprechend ländlich geprägten, langsamen Lebensrhythmus. Auch die acht Suiten und sechs Zimmer der Villa sind nicht minder ein Augenschmaus. Alle sind individuell eingerichtet, wenn auch alle im gleichen Stil, und abgesehen von den modernen Notwendigkeiten sind sie in der Atmosphäre des 19. Jahrhunderts gehalten. Dazu kommt ein Gourmet-Restaurant mit zwei Michelin-Sternen und einer Weinkarte mit 1.800 Einträgen sowie ein Entspannungsbereich mit Sauna, Massagen und verschiedenen Spa-Behandlungen. Sie werden schnell sehen, warum die Fans der Villa Crespi so begeistert sind.

 

Schloss Elmau Luxury Spa & Cultural Hideaway

Elmau, Deutschland
Schloss Elmau Luxury Spa & Cultural Hideaway boutique hotel in Elmau
Luce d’Oro

Falls es noch jemanden geben sollte, der das nicht wusste: die Alpen beginnen schon in Bayern. Im Winter verwandelt sich Schloss Elmau in eine Art verschneites Wunderland, von dem die Schweizer glauben möchten, dass sie die Exklusivrechte dazu hätten. Schon am Namen des Hotels erkennt man, dass es sich um eine etwas andere Art von Ski-Hotel handelt – nicht jedes Alpinresort kann glaubhaft behaupten, ein “kulturelles Refugium” zu sein.

Und nicht jeder Alpenort kann ein Restaurant mit zwei Michelin-Sternen wie das Luce d’Oro sein Eigen nennen. Küchenchef Christoph Rainer orientiert sich in seinem Kochstil an der französischen Küche und kombiniert diese auf einzigartige Weise mit japanischen Traditionen und Techniken. Und dann ist da noch der kulturelle Teil des Hotelnamens. Hier findet man keine Token-Kunstgalerie, sondern einen wunderschönen, alten Ballsaal, zwei Bibliotheken und einen atemberaubend modernen Konzertsaal. In Schloss Elmau kann zu jeder Zeit eine Autorenlesung oder ein Klassik- oder Jazzkonzert stattfinden und Kinder werden aktiv zur Teilnahme ermutigt.

 

Park Hyatt Washington

Washington D.C.
Park Hyatt Washington boutique hotel in Washington DC
Blue Duck Tavern

Mittlerweile sollte die Arbeitsweise von Park Hyatt bekannt sein: traditionelle Gastfreundschaft und moderne Annehmlichkeiten, serviert unter einem Furnier aus schickem, aber gedämpftem zeitgenössischem Design. Es ist perfekt für Washingtons stilbewusste Gäste: die Innenräume sind beruhigend, alles ist stilvolles Zen und der Service entspricht dem Standard eines Diplomaten.

Die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Blue Duck Tavern gehört zu den besten Restaurants der Stadt, und bei gutem Wetter können Sie auf der Terrasse im Freien speisen. Durch die West-End Lage des Park Hyatt ist es sowohl für Freizeit- als auch für Geschäftsreisen attraktiv. Hier werden des Nachts sicherlich einige Geschäfte in der Lounge abgewickelt. Kurz gesagt, es ist ein High-End-Luxushotel ohne einen Hauch von Langeweile, was in dieser Stadt nicht selbstverständlich ist.

 

Il Sereno

Torno, Italien
Il Sereno boutique hotel in Torno
Berton Al Lago

Am Ufer des Comer Sees gibt es viel neoklassisches Bling-Bling. Daneben stehen zudem historische Villen, obwohl die jahrhundertealte Architektur heutzutage von extravaganten Nachahmungen übertroffen wird. Glücklicherweise schlägt das Team hinter dem brandneuen Il Sereno – das sich etwas außerhalb des Dorfes Torno am Ostufer des Sees befindet – eine mutige, neue Richtung ein: Hier findet man ein modernistisches Wunderwerk, sowohl innen als auch außen.

Die Gemeinden am Comer See und auf dem Weg nach Mailand sind seit langem Sitz diverser Traditionen, darunter Seiden- und Holzverarbeitung. Il Sereno hat diese Tatsache klugerweise genutzt: Bis auf wenige Ausnahmen sind die Innenräume voll mit Kunst und Design, die aus dieser Region Italiens stammen. Nehmen wir zum Beispiel die schwimmende Treppe in der Lobby, die zum Restaurant – einem mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Rundgang durch italienische Regionalprodukte mit modernem Fokus – und zum Weinkeller führt. Aufwendig und ätherisch, ist es so etwas wie eine architektonische Meisterleistung, hergestellt aus Nussbaumholz und Kupferrohren.

 

The NoMad Hotel

New York City, New York
The NoMad Hotel boutique hotel in New York
The NoMad Hotel

Dieses verirrte, großgeschriebene M ist ein Nicken in Richtung Nachbarschaft, dem Bezirk North of Madison Park, der eine Immobilienerneuerung erlebte. Diese wurde zumindest teilweise durch die Ankunft des NoMad Hotels unterstützt. Das Gebäude am Broadway mit dem hier größten Einfluss von Haussmann hat einen ausgeprägten europäischen Akzent – dieser Einfluss wurde durch den Pariser Designers Jacques Garcia nur noch verstärkt.

Was das NoMad jedoch vom stilvollen Pied-à-terre zum Grand-Boutique-Status bringt, ist das Restaurant – kein einziger Raum, sondern ein Menü, das eine Vielzahl von Räumen umfasst. Dazu zählen ein höhlenartiges Atrium, eine private Kamin-Nische und sogar eine stattliche zweistöckige Bibliothek, ein kleiner Himmel auf Erden für den epikureischen Bibliophilen. Erwarten Sie nur nicht, dass Sie den Ort ganz für sich allein haben: Ihre Gastgeber sind Daniel Humm und Will Guidara, berühmt für den nahegelegenen Eleven Madison Park. Die beiden haben eine zu ihnen gehörende Fangemeinde sowie einen Ruf (und einen Michelin-Stern) zu pflegen.

 

11 Howard

New York City, New York
11 Howard boutique hotel in New York
Le Coucou

SoHo, früher Heimat der Künstlerlofts, die die Downtown-Signatur des 20. Jahrhunderts in New York waren, ist seit der Jahrtausendwende stetig gewachsen – und immer internationaler geworden. Beide Trends finden ihren Ausdruck im 11 Howard, wo zeitgenössisches skandinavisches Design auf eine umfassendere, weniger auffällige Version von luxuriöser Gastlichkeit trifft. Es ist das erste unabhängige Hotelprojekt für die Architektin Anda Andrei, die Jahrzehnte als Designerin an Ian Schragers wegweisenden Boutique-Hotel-Projekten wirkte.

Mittlerweile ist die Lage von Howard und Lafayette perfekt zum Einkaufen geeignet, und die meisten der im Stadtzentrum gelegenen Nachtclubs sind leicht erreichbar. The Blond, die Cocktail-Lounge, setzt alles daran zu beweisen, dass man glamourös sein kann, ohne militant elitär zu sein, und Le Coucou, das französische Restaurant des Hotels, wurde kürzlich mit dem ersten Michelin-Stern ausgezeichnet.

 

The Chedi Andermatt

Andermatt, Schweiz
The Chedi Andermatt boutique hotel in Andermatt
The Chedi Andermatt

Die Entwicklung von The Chedi verdoppelte die Größe des Bergdorfes Andermatt – die schwebenden
Gebäude überragen die um sie herum verstreuten traditionellen Chalets. Hier handelt es sich um ein sorgfältig geplantes Resort mit lokalen Mitarbeitern, das mit nachhaltigen Materialien gebaut wurde. Zwei Kamine verleihen der großen Lobby eine gemütliche Atmosphäre, trotz der Dimensionen und des eleganten, asiatisch inspirierten Dekors.

The Restaurant verfügt über einen hoch aufragenden Käsekeller und eine Speisekarte mit schweizerischer und internationaler Küche, während The Japanese Restaurant auf Sushi und Sashimi spezialisiert ist und dafür mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Die schwach beleuchtete Wein- und Zigarrenbibliothek verfügt über einen begehbaren Humidor und kanalisiert den altmodischen Charme von Andermatt. Um diesen Charme wirklich schätzen zu können, müssen Sie jedoch auf die Piste gehen und vom Gipfel aus den Blick über das Dorf schweifen lassen – dies ist eins der aufregendsten Skigebiete in der Gegend.

 

Château de Mirambeau

Bordeaux, Frankreich
Château de Mirambeau boutique hotel in Bordeaux
Château de Mirambeau

Dieses Schloss im Renaissancestil sieht aus wie eine Vision aus einem Bilderbuch: überall sind zylindrische Türme – die eine Hälfte davon stammt aus dem 17. Jahrhundert und der Rest aus dem 12. Jahrhundert. Auch die Umgebung ist nicht minder magisch. Das Chateau de Mirambeau liegt in den Charentes-Maritimes, zwischen Cognac und Bordeaux, einem einzigartigen Gebiet voll mit Kanälen, Flüssen, Salzwiesen und einem Hauch von Grün.

Die Michelin-Sterne-Küche ist vorhersehbar aber dennoch außergewöhnlich. Zudem gibt es hervorragende Weine, um die Speisen zu komplettieren, und die Gästezimmer sind blendend opulent in diesem stark strukturierten, französischen Stil. Hier findet man nichts modernistisches. Ganz im Gegenteil wurde der Krankenhaus-Chic der meisten Boutique-Hotels und schmerzhaft angesagten Clubs gegen solide alte Antiquitäten und eine Zigarre in der Cognatheque getauscht. Auch ein Spaziergang durch die herrlichen Parkanlagen hat hier noch niemandem geschadet.