Jeder kennt den Fernsehturm, das Brandenburger Tor und den Reichstag. Aber was ist, wenn man Berlin aus einer anderen Perspektive entdecken möchte?
Wie kann man ein Wochenende in einer der coolsten Städte Europas verbringen, ohne ununterbrochen auf ausgetrampelten Pfaden unterwegs zu sein? Rebecca Schönheit nimmt uns mit auf eine entspannte Tour durch ihren Kiez.
Freitagabend
Butterhandlung und Bar Bobu
Nach einer langen Woche gibt es nichts Schöneres als sich mit einem guten Essen verwöhnen zu lassen. Das Motto in der Butterhandlung ist internationale Hausmannskost. Zu dieser Jahreszeit muss es natürlich Spargel sein. Daher bestelle ich die hausgemachten Gnocchi mit Spargelragout und Bärlauch. Der empfohlene Grauburgunder rundet das Gericht hervorragend ab.
Und weil ich freitags zwar meistens echt erledigt bin, aber trotzdem noch was erleben möchte, geht es schnell auf einen oder zwei Drinks nach nebenan. Unter einem Dach mit dem kleinen Restaurant befindet sich nämlich die Bar Bobu. Heute spielt die hauseigene Band. Da geht es routinierter zu als mittwochs, wenn neue Talente ihr Können bei der Songwriter-Night präsentieren. Ideal, um ins Wochenende zu starten.
Samstag vormittag
Frühstück auf dem Wochenmarkt
Endlich ausschlafen, oder? Die Nächte sind aktuell ja eher kurz und Berlin steckt sowieso immer voller Leben, also raus aus den Federn und ab auf den Markt. Mit einer großen Tasche bewaffnet – ich kaufe immer mehr, als ich vorher plane – schlendere ich über den Wochenmarkt am Boxhagener Platz. Hier reihen sich Obst- und Gemüsestände, neben Käse- und Wurstverkäufern, Fischbuden und Würstchengrills. Man kann selbstgemachte Marmeladen und Gins, Blumen und Schmuck, Eier und Antipasti kaufen. Bevor man sich auf den Trubel einlässt, sollte man sich einen Kaffee (am besten beim italienischen Kaffeebus an der Ecke Gärtnerstr./Krossenerstr.) und eine Tüte Quarkkeulchen (Ecke Grünbergerstr./ Gabriel-Max-Str.) gönnen. Auf diese Weise gestärkt lässt sich die Einkaufsliste besser abarbeiten.
Ab ins Grüne
Der Kühlschrank ist voll und die Blumenvase frisch bestückt. Jetzt geht es richtig los mit dem Wochenende. Immer mehr Berliner und Berlin-Touristen steigen beim Erkunden der Stadt auf Fahrräder um. Die sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch weniger stauanfällig als Autos. Wer kein eigenes Rad hat, leiht sich eins: zum Beispiel temporär bei einem der Share-Anbieter oder bei einem der vielen Verleiher. Mein Weg führt mich heute kurz aus meinem Kiez in den benachbarten Treptower Park. Gleich neben der S-Bahnstation ist hier noch viel los: Buden mit Essen und Getränken sowie Ausflugsdampfer locken Besucher an. Wer den S-Bahnhof hinter sich lässt und am Wasser entlang radelt, kommt in den ruhigeren Teil des Parks. Hier treffen sich Großfamilien zum Grillen, Jugendliche spannen ihre Slacklines oder spielen Fußball und die Sonnenanbeter breiten ihre Decken aus. Den Wasserweg teilen sich Menschen auf SUPs und in Kanus mit Motorbooten und Flößen. Ich fahre an der Insel der Jugend vorbei und noch ein Stück am Spreepark Berlin vorbei. Trotz meiner Neugierde entscheide ich mich gegen eine Führung und setze mich stattdessen ans Ufer der Spree, um einfach mal nichts zu tun.
Töpfern “Paint your Style”
Nach dieser kleinen Auszeit in der grünen Oase kehre ich in meinen Kiez zurück und werde kreativ. Bei Paint Your Style lautet das Motto: Reinkommen und den Alltag hinter sich lassen. Ich suche mir eine Keramiktasse und ein Motiv aus und lege los. Ein bisschen wie früher im Kindergarten und daher unglaublich entspannend. Dank der tollen Vorlagen und der Unterstützung durch das Team von Paint Your Style sieht das Ergebnis aber viel besser aus als damals. Nach 1-3 Tagen ist die Tasse abholbereit. Ich kann es kaum erwarten mein Kunstwerk in den Händen zu halten.
Abendessen im Cento Passi
Für den Abend habe ich einen Tisch im Cento Passi reserviert. Wenn man draußen sitzt, kann man wunderbar die vorbeilaufenden- und fahrenden Menschen beobachten. Als Aperitif bestelle ich klassisch einen Aperol Spritz und freue mich dann auf die leckere Pasta. Die Karte ist zwar klein, dafür aber fein. Mit den Kellnern könnte man italienisch plaudern, wenn man denn wollte, oder könnte und so sammelt man definitiv Pluspunkte, wenn man nach dem Dessert und einem Espresso “il conto per favore” bestellt.
Freiluftkino
Es ist Mittsommer und deswegen noch immer nicht richtig dunkel. Ideal, um ins Freiluftkino im Volkspark Friedrichshain zu gehen. Eine Decke habe ich so spontan nicht dabei, aber vor Ort gibt es Stühle, Bänke und Sitzkissen. Und noch viel besser: frisches Popcorn und kalte Getränke. Das einzig wichtige Accessoire ist ein Anti-Mücken-Spray. Heute läuft “Der Vorname” – ein herrlich lustig-bissiger Film mit hochkarätiger Besetzung.
Sonntag
Frühstück im Silo Coffee
Heute schlafe ich dann aber doch mal länger und gönne mir dann ein Frühstück im Silo Coffee. Nicht nur der Kaffee ist gut, sondern auch das “The Silo” Frühstück. Da man hier nicht reservieren kann, muss man vielleicht kurz auf einen Tisch warten. Wer keine Berührungsängste hat, setzt sich einfach mit zu den anderen Gästen an den großen Tisch im hinteren Raum.
Inspiriert durch die vielen Engländer hier, schlendere ich durch den Helenenhof und denke, wie immer hier, an Notting Hill. In dieser denkmalgeschützten Wohnanlage von 1904/05 kann man es sich mit einem Buch auf einer der Bänke bequem machen oder einfach nur mal kurz die Augen zu machen.
Schalander Biergarten
Aber was wäre so ein wunderbar sonniger Sonntagnachmittag ohne einen Besuch im Biergarten. Das Schalander hat seit einigen Monaten eine neue Adresse und befindet sich jetzt auf dem RAW-Gelände. Zum Glück liegt es nicht gleich am Eingang der Warschauer Straße und so findet man hier bequem einen Platz. Das eigens gebraute Bier gibt es in verschiedenen Varianten, die man als guter Gast definitiv alle mal probieren muss.
Spielen und Grillen im Park
Mein Wochenende neigt sich dem Ende zu. Die letzten Stunden des Tages verbringe ich mit Freunden im Park. Wir sind zum Grillen und Spielen verabredet. Zwar hat fast jeder Berliner das gleiche Bedürfnis wie ich, zum Glück gibt es aber genügend Parks, so dass jeder einen schönen Platz findet. Dabeihaben sollte man eine Picknickdecke. Kalte Getränke kann man sich je nach Bedarf an einem der vielen Spätis holen, so dass man keine eigene Kühltasche braucht. Jetzt muss nur noch der Grill angeworfen werden und das Wochenende findet seinen perfekten Ausklang.